Revenge Quitting: Was Medienmanager jetzt wissen sollten

Grafische Darstellung einer Wabenförmigen Arbeitsumgebung mit einzelnen Büroarbeitsplätzen. Aus der oberen rechten Wabe flieht ein Arbeitnehmer aus dem Unternehmen,

Die digitale Transformation, der Generationswechsel und sinkende Abo- und Anzeigenerlöse setzen die Mitarbeitenden in der Medienbranche zunehmend unter Stress und sorgen nicht nur in dieser Branche für einen neuen Trend. „Revenge Quitting“ heißt das Phänomen, das von den USA aus nun auch immer stärker auf den deutschen Arbeitsmarkt überschwappt. Junge Arbeitnehmer verlassen ihre Jobs nicht einfach, sondern kündigen demonstrativ und oft ohne Vorwarnung – aus Frust, Enttäuschung oder als Racheakt gegen die Unternehmenskultur. Besonders in der Medienbranche, wo hoher Druck, schnelle Deadlines und ständige Umstrukturierungen inzwischen zum Alltag gehören, könnte dieser Trend bald spürbare Folgen haben. Ich habe mich gefragt, wie kann man als Führungskraft darauf reagieren und gezielt gegensteuern?

Die Gefahr des Revenge Quitting in der Medienbranche

Die Medienwelt ist im Umbruch: Digitalisierung, Kostendruck und ein sich wandelndes Konsumverhalten stellen Unternehmen vor Herausforderungen. Gleichzeitig arbeiten Redakteure, Journalisten und Content-Creator oft unter enormem Zeitdruck und empfinden die fortschreitende Arbeitsverdichtung als enorme Belastung.

Im besten Fall schieben Angestellte Dienst nach Vorschrift und hoffen auf eine Kündigung von Seiten des Arbeitgebers. Dieses „Quiet Quitting“ wird nun aber zunehmend vom „Revenge Quitting“ abgelöst. Die prinzipielle Idee dahinter: Wenn der Chef ohne Vorwarnung feuern kann, warum dann nicht auch umgekehrt? Laut einer Studie von Glassdoor (Worklife Trends 2025) fühlen sich in den USA bereits 65 Prozent der Arbeitnehmer in ihrer Position festgefahren. Überarbeitete Angestellte, die bei Beförderungen übergangen werden, sind schnell frustriert. Statt still vor sich hinzuarbeiten, planen viele, ihre Kündigung als Überraschungsschlag zu inszenieren. Laut der Glassdoor-Studie häufen sich Fälle, in denen frustrierte Mitarbeitende vor ihrer Kündigung Schlüsselaufgaben übernommen haben und ihr Wissen nicht mit anderen Kollegen geteilt haben. Ihr Ausscheiden kann ein Unternehmen dann in große Probleme stürzen.

Vor allem in der Medienbranche könnte „Revenge Quitting“ für eine hohe Fluktuation sorgen, wenn in einer ohnehin angespannten Lage toxische Unternehmenskulturen, mangelnde Wertschätzung oder ausbleibende Karrierechancen zusammenkommen. Wer eine Redaktion plötzlich ohne Schlüsselpersonal dastehen lässt, riskiert nicht nur Engpässe, sondern auch einen erheblichen Verlust an Know-how und Kreativität.

Emotionale Führung und psychologische Sicherheit als Gegenstrategie

Anstatt abzuwarten, bis talentierte Mitarbeitende aus Frust die Reißleine ziehen, sollten Personalverantwortliche aktiv gegensteuern. Ein Schlüssel dazu ist emotionale Führung. Auch in der positiven Psychologie finden sich dazu Lösungsansätze. Was bedeutet das für mich?

  • Wertschätzung zeigen: Regelmäßiges Feedback, konstruktive Kritik und das Feiern von Erfolgen stärken die Motivation und Bindung der Mitarbeitenden.
  • Offene Kommunikation fördern: Mit Transparenz schaffe ich Vertrauen. Wenn Redakteure über strategische Entscheidungen informiert werden und diese mitgestalten können, fühlen sie sich eingebunden.
  • Karrierechancen aufzeigen: Viele Medienunternehmen können nicht mit hohen Gehaltserhöhungen locken, aber mit Weiterbildung, internen Aufstiegsmöglichkeiten oder spannenden Projekten eine langfristige Perspektive schaffen.
  • Work-Life-Balance respektieren: Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Optionen sind heute Standard. Wer Mitarbeitenden diese Freiheit nimmt, riskiert Unzufriedenheit und Kündigungen.
  • Toxische Strukturen abbauen: Mikro-Management, übertriebener Leistungsdruck oder ein schlechtes Betriebsklima sind Gift für die Motivation. Führungskräfte sollten gezielt an einer positiven Unternehmenskultur arbeiten.

Fazit: Kündigungen als Weckruf begreifen

Revenge Quitting ist kein vorübergehender Trend, sondern ein klares Signal: Die Arbeitswelt hat sich verändert, und Arbeitgeber müssen sich anpassen. Wer als Führungskraft mit emotionaler Intelligenz handelt und psychologische Sicherheit bietet, der schafft ein Arbeitsumfeld, in dem sich Mitarbeitende wertgeschätzt und gehört fühlen. So lassen sich nicht nur Kündigungen verhindern, sondern auch langfristig Talente binden. Gerade in der Medienbranche, wo Kreativität und Erfahrung unverzichtbar sind, ist es entscheidend, die besten Kräfte zu halten – bevor sie mit einem lauten Knall gehen.

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