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  • Agora-Studie heizt Debatte um lokale Strompreise an

    Agora-Studie heizt Debatte um lokale Strompreise an

    Die Diskussion um Aufteilung der bestehenden einheitlichen deutschen Strompreiszone nimmt wieder an Fahrt auf: Zwar haben sich Union und SPD im Koalitionsvertrag für die neue Bundesregierung auf den Erhalt des Status Quo geeinigt, doch die Veröffentlichung des Bidding Zone Reviews durch die europäischen Übertragungsnetzbetreiber am 28. April könnte die Debatte erneut entfachen.

    Einheitliche deutsche Gebotszone wird zunehmend ineffizient

    Zusätzliches Futter liefert nun auch eine neue Studie von Agora Energiewende und dem Fraunhofer IEE. Die aktuelle Analyse zeigt, dass das derzeitige System der einheitlichen Gebotszone zunehmend ineffizient wird. Die Kosten für Redispatch-Maßnahmen, die zur Stabilisierung des Stromnetzes notwendig werden, sind von 1,3 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf 3,2 Milliarden Euro im Jahr 2023 gestiegen und könnten weiter ansteigen. Die Studie schlägt deshalb vor, auf ein System lokaler Preise umzusteigen, um diese Kosten zu senken und die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Laut den Berechnungen hätte ein solches System im Jahr 2023 die Strompreise für Haushalte und Unternehmen im Durchschnitt um über 6 Euro pro Megawattstunde gesenkt.

    Norddeutschland würde vom sinkenden Strompreisniveau profitieren

    „Um hohe Kosten zu vermeiden, braucht es Preissignale, die lokale Produktion und Nachfrage realitätsnah abbilden“, bekräftigt Markus Steigenberger, Geschäftsführer von Agora Energiewende, die Notwendigkeit, das Stromsystem zukunftsfest zu gestalten. Die Studie zeige, dass lokale Preise Angebot und Nachfrage besser in Einklang bringen und somit die Netzauslastung optimieren können.

    Die Analyse vergleicht verschiedene Szenarien, darunter die Beibehaltung der einheitlichen Preiszone und die Einführung von bis zu 22 lokalen Preiszonen. Während die Beibehaltung weniger großer Preiszonen weiterhin zu Netzengpässen führen könnte, bieten lokale Preise eine präzisere Informationsbasis für Marktakteure und können teure Redispatch-Maßnahmen vermeiden.

    Infografik von Agora Energiewende zu den Auswirkungen lokaler Strompreissysteme auf die Strompreisentwicklung

    Von lokalen Strompreiszonen würden vor allem die Verbraucher in Norddeutschland profitieren, da hier das Strompreisniveau sinken und die Produktion von grünem Wasserstoff anregen dürfte. Umgekehrt müssten sich die Abnehmer energieintensiver Unternehmen in Süddeutschland auf steigende Strompreise einstellen.

    Kompensationen für energieintensive Verbraucher im Süden notwendig

    Die Einführung lokaler Preise dürfte die Erlöse für Erzeuger, insbesondere im norddeutschen Windenergiesektor, verringern, Die Berechnungen der Studie zeigen, dass die damit verbundenen Effizienzgewinne die steigenden Förderbedarfe durch das EEG übertreffen könnten. Zudem könnten Engpassrenten, die durch den Stromtransport zwischen den Zonen entstehen, zur Kompensation von Nachteilen für Großverbraucher in der Industrie genutzt werden.

    Mit der neuen Studie fordert Agora Energiewende die Bundesregierung auf, zeitnah ein Zielbild für einen lokal differenzierten Strommarkt zu entwickeln und eine Roadmap zur Umsetzung lokaler Preise zu erarbeiten. Ein erster Schritt könnte die Einführung lokaler Investitionssignale für Kraftwerke und Elektrolyseure sein.

    Ausblick

    Zusätzlich zur Studie wird die Denkfabrik Agora am 30. April das Lokale Agorameter veröffentlichen, das die Erzeugung, Preise und Stromflüsse in einem System mit 22 lokalen Preisen modelliert.

    Bereits im vergangenen Jahr hatte ich in einer Titelgeschichte die Diskussion um eine Aufteilung der deutschen Strompreiszone aufgegriffen und die Situatiion dabei mit dem skandinavischen Strommarkt verglichen.

    Quelle

    Die Studie „Lokale Strompreise – Wie die Integration der Netzrealität in den Strommarkt gelingt und Kosten senkt“ kann von der Website von Agora Energiewende geladen werden.